Flohmarktsplitter

Wahres und Erfundenes aus der bunten Welt der Flohmärkte. Leser der östlichen (österr.) Bundesländer werden mit dem Entziffern dieser Geschichten weniger Schwierigkeiten haben. Deshalb wurde für den Rest der deutschsprachigen Welt eine Übersetzung ins Deutsche versucht, die teilweise sehr holprig ausgefallen ist. Aber wie schon der Österreicher sagt: "Bessa ois an Staa aum Schädl" (Besser als einen Stein auf den Kopf). Die deutsche Übersetzung finden Sie weiter unten.

Der Experte.

Eine sehr gepflegte ältere Dame bietet ein Radio der Marke WSW die "Ukawette" aus dem Jahre 1955 an. Der Empfänger ist in erbärmlichen Zustand und dürfte eigentlich nicht mehr als 200 ATS kosten. Ich spreche sie an: "Guten Morgen, wos soi den der kosten?" "1000 Schilling." "Wieso 1000 Schilling?" frage ich überrascht. Sagt sie: "Der Apparat stammt aus den 20er Jahren." Ich versuche die Dame über den wahren Sachverhalt aufzuklären, doch vergeblich. Sie erzählt mir, sie habe einen Fachmann, einen wahren Experten befragt und dieser habe ihr versichert, es sei ein Radio der 20er Jahre. Ja dann... So gesehen wäre es ein Schnäppchen, das wohl einzige UKW-Radio der 20er Jahre um diesen Preis zu ergattern. Ein Unikat mit mündlicher Expertise. Ich hab mir die Gelegenheit trotzdem entgehen lassen.


Der Ahnungslose, oder Glück gehabt.

Ein Händler bietet ein Radio aus den späten 30er Jahren zum Kauf. Das Radio ist in gutem Zustand und dürfte unter Sammlern ca. 1500 ATS wert sein. Ein Besucher fragt den Verkäufer "Wos nehmans denn dafir?" "7 Hundata." "Mit de Krotza?" "Es Oita." "No, soo oid isa wieda aa net, 3 Hundata gib i ihna." "Unmeglich, se kennan eahm um 650 haum." Zwischen den beiden beginnen harte Verhandlungen. Nach einiger Zeit gesellt sich ein schweigsamer Unbekannter dazu und verfolgt das Geschehen. Bei einem Verhandlungsstand von 350 Schilling, zückt der Unbekannte seine Brieftasche, reicht dem Händler 800 Schilling und sagt "i nimm eahm." Der so um seinen Erfolg geprellte Kunde ist sprachlos und verzieht sich.


Der Lästige.

Ein Händler bietet ein unbekanntes Radio ausländischer Herkunft, in verwahrlostem Zustand an. Ein Herr mittleren Alters fragt ihn: "Wos kostn des Kreuwe?" "An Blauen" " Naa, an Tausenda woins fir des Graffewerk? Do kriangs jo net amoi an Hundata dafir." "Passen's auf Herr, entweda kaufns, oder zupfns ihna." Diese Worte bringen den Besucher derart in Rage, dass er ausfällig wird und ins vertrauliche Du verfällt. "Wooos wegjauckn wüst mi? I glaub, dir haums ins Hirn gschissn und net owelossn, von dir Flohmoaktsandler loss i ma net auschoffn wos i tuan soi." Jetzt reicht es dem Verkäufer, mit scharfem Ton fährt er ihn an: "Oida, entweder du mochst jetzt Kilometa, oda i muas härtere Moßnaumen ergreifn. Oiso Rumkugl, babah und varoi di." Was nicht zu erwarten war geschieht, der vermutlich Betrunkene entfernt sich ein Stück, blickt aber immer wieder zu dem Stand herüber und murmelt Unverständliches.


Die Verleumdung.

Einen Radione R2 mit dem ausserordentlich seltenen Würfelstecker bietet ein Händler auf seinem Stand. Ein Besucher zeigt Interesse an dem Portable. Zu diesem Zeitpunkt war der Stecker aber nicht mehr am Gerät. Der Kunde nimmt das Radio hoch, dreht und wendet es nach allen Seiten. "Mit Stegga" sagt der Verkäufer stolz. "Wos?" "Mit Stegga nau do-... maaa jetzt is da Stegga weg,... seee haum ihn Stegga weggnumma. Gems in Stegga her, sunst muass i ihna duachsuachn, oda i hoi de Bolezei!" Der Kunde ist angesichts dieser Beschuldigung so geschockt, dass er sekundenlang keiner Widerrede fähig ist. Dann findet er wieder Worte: "Genau, de Bolezei muass her und se lossn gfölligst de Klewen vo mir." Nach einiger Diskussion der beiden, muss der Verkäufer erkennen, dass er wohl den Falschen verdächtigt hat. Die Polizei wird nicht zugezogen. "Owa entschuidign kenntn's ihna wenigstns bei mir" fordert der Besucher. "Sans do net so augriat" meint der Händler.


Der Besserwisser.

Nach langer Zeit wird wieder einmal ein seltener Gemeinschaftssuper 447U der Marke Eumig aus dem Jahre 1947 angeboten. Ich frage den Verkäufer was er dafür will."800 Schilling." Ich bin schockiert. "Schau da den Apparat au, den haums jo auzundn." Die Forderfront des Radios hat oben einen ziemlich grossen und auch tiefen Brandfleck. Der Händler erklärt mir den Sachverhalt: "Des is a Vorkriagsradio und hot an Wiena gheat. Während der letzten Kriagstog is sei Haus von ana Bombn troffn wurn und a Splitta hot in Radio aughazt." Nach zähen Verhandlungen habe ich doch noch einen Preisnachlass heraus handeln können und so kam ich zu einem Vorkriegsradio aus dem Jahre 1947, der von einem Spätzünder entflammt wurde.


Frechheit siegt.

Am Verkaufstisch eines Händlers steht ein alter Detektor, ausgerüstet mit Steckkristall. Ein Besucher nähert sich unauffällig dem Stand und während der Verkäufer mit einer Dame spricht, entwendet der Besucher flink den Kristall und verschwindet ebenso unauffällig wieder. Nach einiger Zeit kommt dieser Langfinger wieder an den Stand und fragt den Händler um den Preis des Detektors. "100 € kosta, is eh a guata Preis." "Kristoi is kana dabei?" "Jessas!!!, jetzt hot ma so a Pücha in Kristoi gstessn." Einige Zeit lässt der Besucher das Gejammer über sich ergehen, dann unterbricht er den Verkäufer und meint: "Wissn's eh, so a Detekta ohne Kristoi is wira Auto ohne Motor - fost wertlos - wos soi er denn kostn?" Schließlich einigen sie sich bei 60€ und der Kunde ist naturgemäß zufrieden.


Deutsche Übersetzung:

Der Experte.

Eine sehr gepflegte ältere Dame bietet ein Radio der Marke WSW die "Ukawette" aus dem Jahre 1955 an. Der Empfänger ist in erbärmlichen Zustand und dürfte eigentlich nicht mehr als 200 ATS kosten. Ich spreche sie an: "Guten Morgen, was soll den der kosten?" "1000 Schilling." "Wieso 1000 Schilling?" frage ich überrascht. "Der Apparat stammt aus den 20er Jahren." Ich versuche die Dame über den wahren Sachverhalt aufzuklären, doch vergeblich. Sie erzählt mir, sie habe einen Fachmann, einen wahren Experten befragt und dieser habe ihr versichert, es sei ein Radio der 20er Jahre. Ja dann... So gesehen wäre es ein Schnäppchen, das wohl einzige UKW-Radio der 20er Jahre um diesen Preis zu ergattern. Ein Unikat mit mündlicher Expertise. Ich hab mir die Gelegenheit trotzdem entgehen lassen.


Der Ahnungslose, oder Glück gehabt.

Ein Händler bietet ein Radio aus den späten 30er Jahren zum Kauf. Das Radio ist in gutem Zustand und dürfte unter Sammlern ca. 1500 ATS wert sein. Ein Besucher fragt den Verkäufer "Was nehmen sie denn dafür?" "7 Hunderter." "Mit diesen Kratzern?" "Das Alter...." "Na, soo alt ist er wieder auch nicht, 3 Hunderter geb ich  ihnen." "Unmöglich, sie können ihn um 650 haben." Zwischen den beiden beginnen harte Verhandlungen. Nach einiger Zeit gesellt sich ein schweigsamer Unbekannter dazu und verfolgt das Geschehen. Bei einem Verhandlungsstand von 350 Schilling, zückt der Unbekannte seine Brieftasche, reicht dem Händler 800 Schilling und sagt "ich nehme ihn." Der so um seinen Erfolg geprellte Kunde ist sprachlos und verzieht sich.


Der Lästige.

Ein Händler bietet ein unbekanntes Radio ausländischer Herkunft, in verwahrlostem Zustand an. Ein Herr mittleren Alters fragt ihn: "Was kostet dieses Wrack?" "Einen Blauen" " Nein, einen Tausender wollen sie für dieses Flickwerk? Dafür bekommen sie nicht einen Hunderter!" "Passen sie auf Herr, entweder kaufen sie, oder sie verschwinden." Diese Worte bringen den Besucher derart in Rage, dass er ausfällig wird und ins vertrauliche Du verfällt. "Waaas, verjagen willst du mich? Ich glaub, dir haben's ins Gehirn gekackt und zum spülen vergessen, von dir Flohmarktsandler lass ich mir nicht befehlen, was ich zu tun habe." Jetzt reicht es dem Verkäufer, mit scharfem Ton fährt er ihn an: "Alter, entweder du machst jetzt Kilometer, oder ich muss härtere Maßnahmen ergreifen. Also Rumkugel, tschüss und verrolle dich." Was nicht zu erwarten war geschieht, der vermutlich Betrunkene entfernt sich ein Stück, blickt aber immer wieder zu dem Stand herüber und murmelt Unverständliches.


Die Verleumdung.

Einen Radione R2 mit dem ausserordentlich seltenen Würfelstecker bietet ein Händler auf seinem Stand. Ein Besucher zeigt Interesse an dem Portable. Zu diesem Zeitpunkt war der Stecker aber nicht mehr am Gerät. Der Kunde nimmt das Radio hoch, dreht und wendet es nach allen Seiten. "Mit Stecker" sagt der Verkäufer stolz. "Was?" "Mit Stecker na hier-... maaa, jetzt ist der Stecker weg,... siiie haben den Stecker geklaut. Geben sie den Stecker zurück, sonst muss ich sie durchsuchen, oder ich rufe die Polizei!" Der Kunde ist angesichts dieser Beschuldigung so geschockt, dass er sekundenlang keiner Widerrede fähig ist. Dann findet er wieder Worte: "Genau, die Polizei muss her und sie lassen gefälligst die Pfoten von mir." Nach einiger Diskussion der beiden, muss der Verkäufer erkennen, dass er wohl den Falschen verdächtigt hat. Die Polizei wird nicht zugezogen. "Aber entschuldigen könnten sie sich bei mir" fordert der Besucher. "Beleidigte Leberwurst" meint der Händler.


Der Besserwisser.

Nach langer Zeit wird wieder einmal ein seltener Gemeinschaftssuper 447U der Marke Eumig aus dem Jahre 1947 angeboten. Ich frage den Verkäufer was er dafür will."800 Schilling." Ich bin schockiert. "Schau dir den Apparat an, der wurde ja angezündet." Die Forderfront des Radios hat oben einen ziemlich grossen und auch tiefen Brandfleck. Der Händler erklärt mir den Sachverhalt: "Das ist ein Vorkriegsradio und hat einem Wiener gehört. Während der letzten Kriegstage ist sein Haus von einer Bombe getroffen worden und ein Splitter hat das Radio angeheizt." Nach zähen Verhandlungen habe ich doch noch einen Preisnachlass heraus handeln können und so kam ich zu einem Vorkriegsradio aus dem Jahre 1947, das von einem Spätzünder entflammt wurde.


Frechheit siegt.

Am Verkaufstisch eines Händlers steht ein alter Detektor, ausgerüstet mit Steckkristall. Ein Besucher nähert sich unauffällig dem Stand und während der Verkäufer mit einer Dame spricht, entwendet der Besucher flink den Kristall und verschwindet ebenso unauffällig wieder. Nach einiger Zeit kommt dieser Langfinger wieder an den Stand und fragt den Händler um den Preis des Detektors. "100 €, wahrlich ein guter Preis." "Kristall ist keiner dabei?" "Jesus!!!, jetzt hat mir so ein Gauner den Kristall geklaut." Einige Zeit lässt der Besucher das Gejammer über sich ergehen, dann unterbricht er den Verkäufer und meint: "Sie wissen doch, dass so ein Detektor ohne Kristall wie ein Auto ohne Motor ist - fast wertlos - was soll er jetzt kosten?" Schließlich einigen sie sich bei 60€ und der Kunde ist naturgemäß zufrieden.

© g.heigl, Februar 2003